Schnuppe von Gwinner Schnuppe von Gwinner

Für die im Juli 2024 publizierte Zeitschrift textilkunst international schrieb ich einen Beitrag, der auf einem sehr ergiebigen Interview mit der Künstlerin Fern
Liberty Kallenbach Campbell
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Den diesjährigen Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse erhielt Fern Liberty Kallenbach Campbell, Absolventin der Studienrichtung Textile Künste an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle betreut von Prof. Caroline Achaintre, im Frühjahr 2024 für ihre Arbeiten „Hair of the Dog“ und „Tischtier“. Diese Pressemeldung in meinem Postfach entfachte meine Neugier über die Maßen. Wenige Stunden später stand ich fasziniert vor den prämierten Werken in den Austellungsräumen des Volksparks Halle.

Das textile Wandbild „Hair of the Dog“ bezieht sich auf das englische Sprichwort „hair of the dog that bit you“ in der Bedeutung Gleiches mit Gleichem zu heilen. Innerhalb des klassisch rechteckigen Formats eines Wandteppiches entwickelt sich eine bizarre Szenerie: Tiere, Menschen, Zombies beißen und umschlingen sich, Essen und Getränke stehen bereit, die Uhr an der Wand tickt, irgendwo flammt ein Feuer auf. Das Durcheinander der Darstellung unzähliger Details sowie die intensiven Farben der textilen Materialien lassen die Szene laut und bewegt, lustig und zugleich rätselhaft unheimlich wirken. Nicht nur eine, viele Geschichten werden hier erzählt.

So auch in dem Werk „Tischtier“. Die liegende Skulptur aus bestickten, ausgestopften Stoffelementen bildet einen räumlich dargestellten Tisch und das Stillleben einer scheinbar durchzechten Nacht ab. Schlampig abgeräumt, Essenreste, Kippen brennen sich in die Oberfläche ein, umgekippte Getränke bilden Flüsse, die über die weiche Form des Tischtiers fließen, allesamt Zeugen und Dokument harter Arbeit, die das nunmehr schlaffe Tischtier geleistet hat.

Der gedeckte, belebte Tisch ist übrigens ein zentrales Motiv in den Arbeiten von Fern. An ihm verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse ebenso wie die Grenzen zwischen Selbstmedikation und Sucht, Chaos und Harmonie. Warum das so ist, und noch viel mehr, erfahre ich kurze Zeit später, als ich die Künstlerin inmitten ihrer Solo-Ausstellung „Is that all there is?“ in der Galerie She Bam auf dem Leipziger Spinnereigelände treffe.

> den ganzen Beitrag kann man in der textilkunst international 2/2024 lesen